Marley’s Ghost
for baritone and piano (2017)
»Marley was dead: to begin with.« So beginnt Charles Dickens eine seiner bekanntesten ErzĂ€hlungen, die wörtlich betrachtet eigentlich âșein Weihnachtsliedâč bedeutet. Tot, oder sagen wir besser: abgedroschen, abgeschrieben und vom vielen Verfilmen völlig ausgeleiert, ist heute im Grunde alles, was auch immer dieses bis hin zu einer fernsehvertauglichten Bill Murray-Auskitschung plattgewalzerte AdventmĂ€rchen auch nur anzustreifen drohte. Warum also hier beginnen?
Weihnachten kommt alle Jahre wieder, komme was wolle. So tot der alte Marley auch scheint â nĂ€mlich »dead as a door-nail« â so lebendig spukt er immer noch als allgegenwĂ€rtiger Geist herum. Die Welt war immer schon die MĂŒhsamste und ausgerechnet zu Weihnachten erwartet man selbst von den grantelndsten Menschen einen Mindesthang zu ĂŒberschwĂ€nglichem GlĂŒcksgetue. Dazu werden schwere GeschĂŒtze aufgefahren: GlockengebrĂŒll, funkelndes, kerzenlichtumflattertes Strohgestirn und ein gar himmlischer Nebel aus Pathos und Lakritze. Alles Humbug!
In meiner Musik hört man all die Zutaten des Humbugs so miteinander vermengt, dass sich daraus eine eigene Dramaturgie entspinnt. Diese verlĂ€uft entlang ausgewĂ€hlter Textstellen aus Dickensâ Roman. Der ErzĂ€hler verfĂ€llt dabei immer mehr seiner eigenen Geschichte und verwandelt sich am Ende selbst in den Geist seiner eigenen Figur.
»Marley’s Ghost« ist der Auftakt zu einem groĂen Monodram fĂŒr Bariton und Orchester, das freilich noch in eine ganz andere Richtung lĂ€uft und lĂ€ngst verdrĂ€ngte Geister heraufbeschwört. Seien Sie auf der Hut!
INSTRUMENTATION:
baritone, piano
DURATION:
14 minutes
PERFORMANCE MATERIAL:
info@chrenhart.eu
PREMIERE:
December 11, 2017 ⹠Vienna, Arnold Schoenberg Center ⹠Georg Klimbacher, baritone ⹠Andreas Fröschl, piano