Der Musikförderungspreis für Komposition wird jährlich an zwei Künstlerinnen und Künstler auf Vorschlag der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz vergeben. 2018 ergeht der Preis an Hristina Takovska und Christoph Renhart. Der 1974 erstmals vergebene Preis ist mit 2200 Euro dotiert. Die Jurymitglieder 2018 waren Gerd Kühr und Beat Furrer.
Der Preis wurde am 28. November 2018 im Rahmen der Verleihung der Förderungspreise der Stadt Graz im Künstlerhaus durch Stadtrat Dr. Günter Riegler übergeben. Zur Präsentation der Preisträgerinnen und Preisträger entstanden kurze Videos über die Künstlerinnen und Künstler, welche der Grazer Filmemacher Markus Mörth gestaltete.
EXPAN – Werkstatt für Neue Musik – findet biennal in Spittal an der Drau in Kärnten statt. Das Festival steht laut eigener Definition für »erweiterten musikalischen Ausdruck, erweiterte Instrumentaltechnik, erweiterte Spielmöglichkeiten, erweiterte Kompositionstechnik, erweitern der Hörgewohnheiten, erweitern der musikalischen Wahrnehmung«, sowie für »eine Möglichkeit der gemeinsamen ERWEITERUNG für KOMPONISTEN, MUSIKSCHÜLER, MUSIKER und PUBLIKUM.«
Sechs Komponisten – Marios Joannou Elia, Alexander Kaiser, Grzegorz Pieniek, Christoph Renhart, Gerald Resch und Otto Wanke wurden dieses Jahr eingeladen, zwei Kompositionen zu schreiben, die im Rahmen des Festivals zur Uraufführung gelangen werden. Beim Konzert der Uraufführungen am Samstag, 24. November steht mit »Lizard Point« ein Werk aufs Programm, das ein offenes formales Konzept auslotet. Die Abfolge der einzelnen Abschnitte ergibt sich in jeder Interpretation stets aufs Neue und ist nur bedingt vorhersehbar: Ein Stück, wie ein metamorphoses Wesen, das seine Farbe scheinbar nach Belieben wechseln kann; dennoch bleibt die Farbpalette definiert und die Farbwechsel folgen einem auskomponierten Prinzip. Das Kärntner EXPAN-Quartett – Helga Jantscher (Blockflöten), Christoph Hofer (Akkordeon), Robert Rasch (Violoncello) und Igor Gross (Schlagwerk) wird »Lizard Point« aus der Taufe heben.
Ebenfalls am 24. November kommt das Chorstück »Mons Moro« aus dem Zyklus »A Lunar Gauze« zur Uraufführung. Angehende Chorleiter und Chorleiterinnen unter der Leitung von Gernot Kacetl haben das Werk einstudiert und werden es erstmals öffentlich präsentieren.
Das ensemble reconsil lässt am 10. Oktober den reaktor im 17. Wiener Gemeindebezirk kritisch werden: Mit Musik von Juan de Dios Magdaleno, Ivan Buffa, Caterina di Cecca, Emre Sihan Kaleli, Oguz Usman, Manuela Kerer und Christoph Renhart wurde eine spannende Versuchsanordnung aufgebaut.
»la terra sommersa … un campanile« entstand 2012 als dreisätziges Werk fĂĽr Violoncello und Klavier. Eine Fassung fĂĽr 16 Instrumente wurde 2015 durch das Ensemble Kontrapunkte im Wiener Musikverein aus der Taufe gehoben. Am 10. Oktober werden Maria Frodl und Kaori Nishii die ursprĂĽngliche Fassung fĂĽr Violoncello und Klavier zur AuffĂĽhrung bringen.
Die Pianistin Katharina Bleier widmet sich in ihren Konzertabenden mit Vorliebe dem extended piano – also all jenen spieltechnischen Winkeln des Klavieres, die nicht in erster Linie die Klaviatur betreffen. Man kann dabei das Klavier als ganzes Instrumentarium erleben: Ungeahnte Klänge tun sich auf, wo mittels Plektrums, E-Bows oder den bloßen Händen direkt im Bauch des Flügels zu Werke gegangen wird.
Das Konzert am 10. Oktober lohnt einen Besuch: Karlheinz Essl/Gerhard Eckel, Wolfgang Mitterer, Thomas Larcher, Katharina Klement, Christoph Renhart, Grzegorz Pieniek und Dino Residbegovic steuern die StĂĽcke bei, wobei das Klanguniversum des Klaviers noch eine Ausdehnung mittels computergesteuerter Sounds findet.
Am 10. Oktober ist »Mondviolen« im Festsaal der Wiener Musikuniversität (mdw) in der Seilerstätte zu hören. Das Konzert der Reihe »Neue Musik aus Österreich« des Österreichischen Komponistenbundes beginnt um 19:30.
Portrait-CD “Christoph Renhart” in der ORF Edition Zeitton erschienen
In der ORF Edition »Zeit-Ton« ist eine neue CD mit Werken von ChristophRenhart erschienen. Die CD stellt Kammermusik und Kompositionen fĂĽr Orchester vor.Â
Zu hören sind Aufnahmen von »L’isola morta«, »la terra sommersa«, »miroirs noirs«, »Epitaph fĂĽr Ovid Naso«, »Farben des Mohns« und »tarir une NaĂŻade« — gespielt vom TonkĂĽnstler-Orchester Niederösterreich, dem Ensemble Kontrapunkte, dem Klangforum Wien, dem Hugo Wolf Quartett, Klaudia Tandl und Karin und Doris Adam. Zur CD ist ein 20-seitiges Booklet mit Informationen zu den StĂĽcken erschienen. Das Titelbild schuf der österreichische KĂĽnstler Christoph Kiefhaber im Auftrag des ORF. Die CD ist ab sofort im ORF-Shop erhältlich.
Mit freundlicher Unterstützung durch die AKM — Autoren, Komponisten, Musikverleger.
Lizard Point for tenor recorder, accordion, percussion and violoncello (2018)
Nomen est omen. To sum up the mystery: «Der Name ist Programm». «Lizard Point» was written in 2018 for the EXPAN quartet to be performed at the EXPAN festival 2018 in Spittal an der Drau / Carinthia. On the one hand the piece was inspired by the structure of computer languages. Its musical form is infused with if … then conditions and do … while loops. Thus the piece will differ in its shape from performance to performance. On the other hand I included a short section where the musicians are asked to improvise—for the very first time in my compositions. Perhaps I was looking for a way to combine mechanical patterns with liberalness and linked both instances with abstruse humour. At any rate, the piece is all about celebrating the principles of chamber music: playing together and reacting to whatever is happening on the stage. Besides, Lizard Point is the most southerly point on mainland Great Britain.
PERCUSSION INSTRUMENTS: vibraphone, glockenspiel, wood blocks, tam tam
DURATION: 7 minutes
PERFORMANCE MATERIAL: info@chrenhart.eu
PREMIERE: November 24, 2018 • Spittal an der Drau, Schloss Porcia • EXPAN Quartet • Helga Jantscher, recorder • Christoph Hofer, accordion • Robert Rasch, violoncello • Igor Gross, percussion •
PERFORMANCES:
February 4, 2019 • Radio Ö1, Zeit-Ton • EXPAN Quartet • Helga Jantscher, recorder • Christoph Hofer, accordion • Robert Rasch, violoncello • Igor Gross, percussion
March 27, 2019 • Villach, Musikschule • EXPAN Quartet • Helga Jantscher, recorder • Christoph Hofer, accordion • Robert Rasch, violoncello • Igor Gross, percussion •
Mit dem Floß der Zeit umquerten wir den zur See erstarrten Fluss aus Erinnerungen, einem steten Finden gleich entlang des Quellenpfads. Aus dem Röhricht des Ufers ragten längst versiegte Figuren auf, denen im Verklingen wir wortlos durch die Kulissen vergilbter Felder nachhörten. Wir konnten ihre schattengleich bewegten Konturen im Dunst der nachtumschlungenen Dämmerung nur vermeinen. Aus iberischen Fernen zog ein wolkenklarer Himmel sternenfunkelnd auf. Dreizehn tiefe Glocken sprengten aller Geister Ketten, die in feurigen Schluchten einen Reigen tanzender Nymphen umkreisten.
Im letzten Blick breitete sich Graz schlafend unter dem SchloĂźberg aus. Fledermäuse umschwirrten den Uhrturm. Wir lauschten dem steten FlieĂźen der Stadt und vernahmen die verhallenden Schritte, die von unten auf dem Platz her drangen. – ChR, C’18
Das Violinkonzert »la Naïade« entwuchs meinem Werk »tarir une Naïade« für Violine und Klavier, welches ich 2012–2013 für Karin und Doris Adam komponierte, die es im Jahr darauf in Kottingbrunn zur Uraufführung brachten.
Farben des Mohns for mezzo-soprano and piano (2014)
Farben des Mohns entstand im Frühjahr 2014 nach fünf Gedichten von Jakob Reichsöllner. Ich erbat mir eine Art Lyrik, die ich motivisch verarbeiten, fragmentieren und die ich als musikalisches Material zusammen mit dem Klanguniversum des Klaviers zu einem neuen, eigenständigen Werk verspinnen konnte. Klänge und Text sollten kammermusikalisch miteinander verschmelzen. Die Poesie aus der semantischen Bedeutung einzelner sprachlicher Momente sollte, in Musik gegossen, aus den Klängen heraus sprechen. Das entstandene musikalische Werk ist gleichsam eine Interpretation der Gedichte, die darin einige Aspekte zutiefst emotional durchleuchtet und diese um eine akustische Perspektive erweitert.
Das Klavierlied hat einen langen Weg hinter sich gelassen und tiefe Spurrillen in das Pflaster der Tradition gefurcht. Begegnen wir ihm heute, indem wir diesen Wagen ziehen lassen, seine Lenker werden neues Terrain erschließen, auf ihrer Reise neue Klangkulissen entdecken und die Art und Weise des Transportmittels beständig weiterentwickeln. Was von einstens geblieben ist, ist die Idee, zwei MusikerInnen — ein Sänger und ein Pianist — gemeinsam künstlerisch interagieren zu lassen.
Insofern sehe ich in meinem Werk vielmehr die kammermusikalische Begegnung als Grundgedanke verwurzelt als die Patina eines herbeizitierten Geistes, der freilich nie mehr wiederkehrt. Diese Begegnung erfährt eine Erweiterung ihrer rein klanglichen Dimension durch ein fragil-szenisches Konzept, welches sich jedoch in einer kammermusikalischen Konzertsituation sehr gut realisieren lässt.
Der theatralische Aspekt des Werks wird durch die Einbeziehung und Beeinflussung des Raumlichtes einerseits sowie durch szenische Andeutungen der Sängerin — die in der Partitur vorskizziert sind — andererseits etabliert. Darüber hinaus trägt der/die PianistIn durch ein gestenreiches Spiel — insbesondere die Einbeziehung des Innenraums des Instruments unterstützt die Musik auch betont pantomimisch — zum theatralisch-expressiven Charakter des Werkes maßgeblich bei.
Mein Ziel war, dass die SpielerInnen die Musik und ihren semantischen Inhalt im besten Sinne des Wortes verkörpern: Emotional, ausdrucksstark, gestenreich und in all der dazu notwendigen Gestaltungsfreiheit. Dazu muss die Musik in ihren Klängen und in ihrer Notationsform Freiräume schaffen, nicht alles restlos festlegen und doch dramaturgisch stringent durch die Kulissen getürmter Klangpyramiden zu führen vermögen.
Hören wir also in Farben des Mohns die Stille des Rauschens, den obskuren Schein der Nacht und atmen wir neugierig die Schatten, die vom jenseitigen Ufer her hallen. Begleiten wir die Figuren, die am Grat der Welten wandeln, erfüllt von der Leere aus Leben und Tod. Lassen wir uns verführen von den »giftzartummäntelten« Gewächsen eines verwünschten Gartens und trotzen wir den Glocken, die fortwährend unser Schicksal einläuten. — Christoph Renhart, Oktober 2015
INSTRUMENTATION: mezzo-soprano, piano
DURATION: 13 minutes
PERFORMANCE MATERIAL: info@chrenhart.eu
PREMIERE: October 22, 2015 • Maria Saal, Dom zu Maria Saal • Johanna von der Deken, mezzo-soprano • Gaiva Bandzinaite, piano
PERFORMANCES:
November 10, 2015 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
November 13, 2015 • Graz, Steiermarkhof • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
March 2, 2016 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
March 8, 2016 • Salzburg, Mozarteum • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
November 24, 2016 • Weiz, Europasaal • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
September 3, 2016 • Radio Rai Südtirol, Querschnitte • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
January 21, 2017 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Wolfgang Riegler-Sontacchi, piano
January 22, 2018 • Radio Ö1, Zeit-Ton • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
January 28, 2018 • Radio Steiermark, Kultur spezial • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano