Am Mittwoch, 3. Juli 2019 laden die Pianisten Doris Adam und Christoph Renhart zu einem Klavierabend mit Werken von Richard Dünser, Tristan Murail, Gianluca Iadema und Christoph Renhart.
Am Programm stehen drei Uraufführungen: Richard Dünsers “Nocturne III”, das neben dessen Nocturnes I und II von Doris Adam interpretiert werden wird. “Silenzi interminati” heißt das 2018 komponierte Klavierstück Gianluca Iademas, der in Graz in der Klasse von Richard Dünser Komposition und darüber hinaus am Institut für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuniversität Graz Computermusik studiert. Ebenfalls von Doris Adam gespielt ist Tristan Murails Stück “Cloches d’ Adieu, et un sourire” zu hören neben einem weiteren Werk Richard Dünsers, “Memories. Dark Twilight”.
Christoph Renhart wird zwei eigene Werke auf die Bühne bringen: Mondviolen, 2012 komponiert und das 2018 entstandenen erste Heft des Zyklus “XXI Orakel der Nacht”. Letzteres Werk wird am 3. Juli zur Uraufführung gelangen.
Der Eintritt ist frei – Kommen zu diesem unalltäglichen Konzert lohnt sich!
XXI Orakel der Nacht – Erstes Heft | Christoph Renhart (piano)
XXI Orakel der Nacht – Erstes Heft for piano (2018)
EN
The six pieces combined to a cycle «Lunar Clover», «The Chandelier», «The Horizon», «The Darkness», «The Pulsar» and «Uproar In The Belfry» form the first self-contained section of a book of oracles for the piano in 21 parts. The single pieces outline six fundamental pictures cast in sound: moonlight, soil, wind, water, stars and bells. In every piece, these archetypes are raising to the surface in varying degree. On the one hand the titles of the movements anticipate their musical contents as allusions to the fundamental images, on the other hand the movements are traced by an obscure mysteriousness: the music is replete with changes striving towards balance. Its silhouettes pupate in phantasmagorias—finding space for the auditor to listen to its murky secrets. The oracle is to be consulted.
The first book of oracles was written in the summer of 2018 and is cordially dedicated to Richard Dünser.
DE
Die sechs zu einem durchkomponierten Zyklus zusammengefassenten Stücke »Mondklee«, »Der Kerzenleuchter«, »Der Horizont«, »Die Finsternis«, »Der Pulsar« und »Aufruhr im Belfried« sind der erste, in sich abgeschlossene Abschnitt eines 21-teiligen Orakelbuchs für Klavier. Die einzelnen Stücke umreißen, in aphoristische Konturen gefasst, sechs zu Klang gegossene Grundbilder: Mondlicht, Erde, Wind, Wasser, Sterne und Glocken. In jedem Stück dringen diese Archetypen verschieden stark an die Oberfläche. Die Titel der Sätze nehmen einerseits als Allusionen zu den Grundbildern ihre musikalischen Inhalte voraus, andererseits zeichnet die Sätze stets eine obskure Rätselhaftgkeit: Diese Musik ist voller Wandlungen im Streben nach Balance. Ihre Silhouetten verpuppen sich in Trugbildern, die Raum auftun, hineinzuhören. Das Orakel will befragt sein.
Das erste Heft meines Orakelbuchs entstand im Sommer 2018 und ist Richard Dünser herzlich gewidmet.
L’isola morta | Tonkünstler Orchester Niederösterreich | Christoph Renhart (conductor)
L’isola morta for symphonic orchestra (2016)
EN
«L’isola morta», the ‹Dead Isle›, derives its name from the image of a volcano cone rising from the sea and standing monument-like at a spot where the immense powers of the nature are raging. I composed music that is eruptive, hurling its material round and about, in which it smoulders and boils and which collapses at its culmination points, only to re-form once more from what has been engulfed. The symphonic work, written in 2016, grew out of and mushroomed, as it were, from my Concerto for Piano and Ensemble «Las Islas Aguadas». «L’isola morta» partly resorted to material from the piano concerto, but illuminated it anew in symphonic opulence.
DE
»L’isola morta«, die ›tote Insel‹, entspringt dem Bild eines Vulkankegels, der sich aus dem Meer erhebt und der wie ein Monument an einem Ort steht, an dem unermessliche Kräfte der Natur wüteten. Ich habe eine Musik komponiert,die eruptiv ist, ihr Material aus- und herumschleudert, in der es qualmt und kocht, und die an ihren Kulminationspunkten in sich zusammenbricht, um sich im Versunkenen neu zu formen.
Das 2016 entstandene symphonische Werk entwuchs und entwucherte gleichsam aus meinem Konzert für Klavier und solistisch besetztes Ensemble »Las Islas Aguadas«. »L’isola morta« greift dabei teilweise auf Material des Klavierkonzerts zurück,leuchtet dieses jedoch in symphonischer Fülle neu aus.
Farben des Mohns for mezzo-soprano and ensemble (2014)
The five songs for mezzo-soprano and ensemble were composed in 2014. Fragments taken from Jakob Reichsöllner’s poem Fieberträume — «deliriums» — form the textual basis of the songs. This piece is the orchestrated version of my work “Farben des Mohns” for mezzo-soprano and piano, composed previously in 2014.
di tale porpora | Tonkünstler Orchester Niederösterreich | Christoph Renhart (conductor)
di tale porpora for symphonic orchestra (2013 / 2015)
Dunkle Farben der Nacht tauchen eine verlassene Kulisse in fahles Licht. Im Hauch der Kälte irren wir am schmalen Grat zwischen Finsternis und Abgrund entlang. Immer wieder überkommt uns ein Schauder, dessen sinistre Schönheit wir neugierig atmen. Vom entfernten Flimmern eines tonlosen Films ahnen wir das Bild seiner Klänge: Die imaginäre Filmmusik löst sich im Klang der Mitternachtsglocke auf und hallt — bereits völlig verklärt — heftig nach. ‹di tale porpora› entwuchs meinem Klavierstück ‹Mondviolen›, das in diesem Werk frei erweitert und symphonisch verformt wurde.Das 2013/2015 entstandene Orchesterwerk kam am 26. August 2015 beim Grafenegg Festival zur Uraufführung. Mit dem Workshop «INK STILL WET» wurde in Grafenegg eine einzigartige wie herausragende Möglichkeit ins Leben gerufen, das symphonische Schaffen junger Komponistinnen und Komponisten gemeinsam mit dem exzellenten Tonkünstler Orchester zu erforschen und im Rahmen eines Abschlusskonzerts, das als Abonnementkonzert der Reihe Composer in Residence Teil des internationalen Orchesterfestivals Grafenegg ist, zu präsentieren. Den Komponisten wird dabei die Möglichkeit geboten, ihre Werke selbst zu dirigieren und gemeinsam mit einem professionellen Klangkörper sowie einem international renommierten Komponisten und Dirigenten (2015: Matthias Pintscher) zu erarbeiten. Alle Phasen des Workshops sind öffentlich — dem/der Interessierten bietet sich die singuläre und höchst spannende Möglichkeit, der Entfaltung eines neuen symphonischen Werks hautnah beizuwohnen.
Farben des Mohns | Klaudia Tandl (mezzo-soprano) | Christoph Renhart (piano)
Farben des Mohns for mezzo-soprano and piano (2014)
Farben des Mohns entstand im Frühjahr 2014 nach fünf Gedichten von Jakob Reichsöllner. Ich erbat mir eine Art Lyrik, die ich motivisch verarbeiten, fragmentieren und die ich als musikalisches Material zusammen mit dem Klanguniversum des Klaviers zu einem neuen, eigenständigen Werk verspinnen konnte. Klänge und Text sollten kammermusikalisch miteinander verschmelzen. Die Poesie aus der semantischen Bedeutung einzelner sprachlicher Momente sollte, in Musik gegossen, aus den Klängen heraus sprechen. Das entstandene musikalische Werk ist gleichsam eine Interpretation der Gedichte, die darin einige Aspekte zutiefst emotional durchleuchtet und diese um eine akustische Perspektive erweitert.
Das Klavierlied hat einen langen Weg hinter sich gelassen und tiefe Spurrillen in das Pflaster der Tradition gefurcht. Begegnen wir ihm heute, indem wir diesen Wagen ziehen lassen, seine Lenker werden neues Terrain erschließen, auf ihrer Reise neue Klangkulissen entdecken und die Art und Weise des Transportmittels beständig weiterentwickeln. Was von einstens geblieben ist, ist die Idee, zwei MusikerInnen — ein Sänger und ein Pianist — gemeinsam künstlerisch interagieren zu lassen.
Insofern sehe ich in meinem Werk vielmehr die kammermusikalische Begegnung als Grundgedanke verwurzelt als die Patina eines herbeizitierten Geistes, der freilich nie mehr wiederkehrt. Diese Begegnung erfährt eine Erweiterung ihrer rein klanglichen Dimension durch ein fragil-szenisches Konzept, welches sich jedoch in einer kammermusikalischen Konzertsituation sehr gut realisieren lässt.
Der theatralische Aspekt des Werks wird durch die Einbeziehung und Beeinflussung des Raumlichtes einerseits sowie durch szenische Andeutungen der Sängerin — die in der Partitur vorskizziert sind — andererseits etabliert. Darüber hinaus trägt der/die PianistIn durch ein gestenreiches Spiel — insbesondere die Einbeziehung des Innenraums des Instruments unterstützt die Musik auch betont pantomimisch — zum theatralisch-expressiven Charakter des Werkes maßgeblich bei.
Mein Ziel war, dass die SpielerInnen die Musik und ihren semantischen Inhalt im besten Sinne des Wortes verkörpern: Emotional, ausdrucksstark, gestenreich und in all der dazu notwendigen Gestaltungsfreiheit. Dazu muss die Musik in ihren Klängen und in ihrer Notationsform Freiräume schaffen, nicht alles restlos festlegen und doch dramaturgisch stringent durch die Kulissen getürmter Klangpyramiden zu führen vermögen.
Hören wir also in Farben des Mohns die Stille des Rauschens, den obskuren Schein der Nacht und atmen wir neugierig die Schatten, die vom jenseitigen Ufer her hallen. Begleiten wir die Figuren, die am Grat der Welten wandeln, erfüllt von der Leere aus Leben und Tod. Lassen wir uns verführen von den »giftzartummäntelten« Gewächsen eines verwünschten Gartens und trotzen wir den Glocken, die fortwährend unser Schicksal einläuten. — Christoph Renhart, Oktober 2015
INSTRUMENTATION: mezzo-soprano, piano
DURATION: 13 minutes
PERFORMANCE MATERIAL: info@chrenhart.eu
PREMIERE: October 22, 2015 • Maria Saal, Dom zu Maria Saal • Johanna von der Deken, mezzo-soprano • Gaiva Bandzinaite, piano
PERFORMANCES:
November 10, 2015 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
November 13, 2015 • Graz, Steiermarkhof • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
March 2, 2016 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
March 8, 2016 • Salzburg, Mozarteum • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
November 24, 2016 • Weiz, Europasaal • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
September 3, 2016 • Radio Rai Südtirol, Querschnitte • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
January 21, 2017 • Graz, Palais Meran • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Wolfgang Riegler-Sontacchi, piano
January 22, 2018 • Radio Ö1, Zeit-Ton • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
January 28, 2018 • Radio Steiermark, Kultur spezial • Klaudia Tandl, mezzo-soprano • Christoph Renhart, piano
Das Klavierstück Mondviolen entstand im Sommer 2012. Namensgebend ist die Pflanzengattung lunaria, deren italienische Benennung zum Programm der Musik wird. Der Mond – la luna – wird besungen, das Klavierstück tönt gleichsam als Mondgesang: luna und aria. Dieses Mondlied – l’ un’ aria – huldigt in scheinbar zusammenhangslosen Fragmenten seinen Vorfahren: dem Schoenberg’schen Pierrot lunaire und Fellinis Stimme des Mondes. Es sucht den Geist des Mondschein-Klischees auf, der die Klavierliteratur seit mindestens 1801 begleitet hat und das eine oder andere Meisterwerk bis hin zur völligen Verkitschung trieb. Aus dieser Begegnung heraus entsteht ein Geflecht an Assoziationen und Anspielungen, die im Klavierstück den fahlen Schein eines romantischen Nocturnes erahnen lassen oder die Klänge als imaginäre Filmmusik beleuchten.
Das alles verschleiernde Mondlicht haucht in die abgründige Welt des einsam Wandelnden die fahlen Farben der Nacht. Am Grat der Finsternis in fernen Erinnerungen Rat suchend, findet die Gestalt in der Stimme des Mondes und im «Nachtfalter» des «Pierrot Lunaire» zwei verwandte Seelen. Ein gespenstisches imaginäres Lichtspiel, das mit entrückter Filmmusik untermalt ist wird vom Geläut der Mitternachtsglocke aufgelöst: Die Mond-Arie ist verstummt, ihre Quelle versiegt.
INSTRUMENTATION: piano
DURATION: 9 minutes
PERFORMANCE MATERIAL: info@chrenhart.eu
PREMIERE: January 17, 2013 • Graz, MUMUTH • Christoph Renhart, piano
PERFORMANCES:
November 7, 2013 • Graz, Reiterkaserne • Christoph Renhart, piano
May 6, 2014 • Graz, Aula der Kunstuniversität • Christoph Renhart, piano
November 13, 2015 • Graz, Steiermarkhof • Christoph Renhart, piano
April 2, 2017 • Graz, Palais Meran • Andreas Teufel, piano
November 17, 2017 • Graz, Johann Joseph Fux-Konservatorium, Bartók-Wettbewerb • Sophie Fournier, piano
April 17, 2018 • Ljubljana, Konservatorij za glasbo in balet • Sophie Fournier, piano
April 24, 2018 • Graz, Johann Joseph Fux-Konservatorium • Sophie Fournier, piano
May 15, 2018 • Graz, Opera • Sophie Fournier, piano
June 2, 2018 • Innsbruck, Landeskonservatorium, prima la musica • Sophie Fournier, piano
October 10, 2018 • Vienna, University of Music and Performing Arts • Katharina Bleier, piano
March 12, 2019 • Vienna, Arnold Schoenberg Center • Katharina Bleier, piano
July 3, 2019 • Vienna, Alte Schmiede • Christoph Renhart, piano